In antiker Zeit galt der Thron des Apollon Hyaktinthos – das Amyklaion – als bedeutendste Kultstätte der Landschaft Lakonien. Auf einem Hügel in der Nähe des Eurotas erhob sich die Anlage, die das zentrale Heiligtum des Spartiatendorfes Amyklai darstellte.
In klassischer Zeit waren die Hyakinthien eines der bedeutendsten Feste des spartanischen Kalenders. Es dauerte drei Tage, die mit einem Trauerbankett begannen, dem Tänze, Chorgesang und Musik folgten. Das Fest galt als so wichtig, dass zumindest die Soldaten aus Amyklai wenn irgend möglich ihren Militärdienst unterbrachen, um mitzufeiern. Der Untergang der Mora bei Lechaion geschieht anlässlich eines solchen Abzugs der Amyklaier aus der Besatzung des Städtchens.
Der Thron wurde um die Mitte oder in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts durch Bathykles aus Magnesia (Ionien) errichtet. Er trug wohl einen alten, architektonisch sehr einfachen runden Brandaltar ab, unter dem sich Funde bis ins 14. Jahrhundert nachweisen ließen und umbaute eine vorhandene, ehrwürdige Bronzestatue des Gottes mit einem steinernen Throngebäude (s. obere Abbildung). Da der Gott stand und nicht saß, hatte der Thron eine entsprechende Aussparung. Der gesamte Bau, ein Postament und der Thron, wurden reichhaltig mit erzählenden Reliefdarstellungen versehen. Lokale oder als solche in Sparta reklamierte Mythen (z.B. zu Sparte und Herakles sowie die größere Darstellung eines Chores) und gemeingriechische Themen (u.a. Theseus, Kentaurenkampf, Perseus) bildeten zusammen ein sehr umfangreiches Bilderbuch griechischen Mythologie und waren anscheinend von hohem künstlerischen Wert.
Der Gott selbst war als monumentale Säulenfigur in Bronze ausgeführt. Bathykles verwendete das ältere Stück – möglicherweise aus dem 8. oder 7. Jh. – wieder. Pausanias beschreibt sein Aussehen als kunstlos. Es war eine an die 13 Meter hohe Säule mit skulptiertem Kopf, Füßen und Händen, die Angriffswaffen (Speer/Lanze und Bogen) trugen. Möglicherweise führt ein kleiner, in den Ruinen des Throns gefundener Terrakottakopf aus der Zeit um 700 vor, wie man sich den Kopf Apollons vorstellen kann.
Der vergoldete Helm der Apollonsäule leuchtete in der Sonne weithin und so war für den heimkehrenden spartanischen Vollbürger das goldene Funkeln, das ihn beim Abstieg aus den Hügeln des nördlichen Eurotastals begrüßte das, was für den Athener, der sich zu Schiff dem Peiraius näherte die glänzende Lanzenspitze der monumentalen Athena-Promachos-Statue auf der Akropolis war – das Zeichen dafür, dass man wieder zu Hause angekommen war.
Der Kult scheint sich auf einen älteren Mythos des vorgriechischen Gottes Hyakinthos aufzubauen. Nach bewährtem Muster wurde diese Figur in die gemeingriechisch-homerische Götterwelt integriert. Hyakinthos wurde zum Geliebten Apollons, den dieser versehentlich tötet. Die Geschichte ist ein Klassiker, um die Anhänger alter Glaubensrichtungen auf eine neue Linie einzuschwören. Man leugnet oder vertreibt die alten Götter nicht, sondern man liebt sie, aber leider, unbeabsichtigt und tragisch – kommen sie zu Tode. Apollon wirft seinem jugendlichen Geliebten einen Diskus an den Kopf. Das war religiöse Umerziehung im Weichspülprogramm.
Und noch in klassischer Zeit hießen die Spiele „Hyakinthien“ und unten in der Säule des Apollon fand sich ein Altar oder eine Krypta des Hyakinthos, der nun als Heros aufgenommen, weiterhin Verehrung durch Opfergaben und den Trauerschmaus zu Beginn des Fests genoss.
Erhalten ist von der Anlage kaum noch etwas außer dem schönen Rundblick auf das Tal des Eurotas und die umliegenden Gebirgszüge. Einige verstreute Quader liegen neben dem christlichen Kirchlein. Im Museum von Sparta werden ein paar im Stil ionische Architekturelemente gezeigt: Kapitellfragmente in interessanter ionisch-dorischer Stilmischung und ein Stück Gesimskrönung. Von den Reliefs und der Bronzestatue ist nichts mehr gefunden worden.