Wie andere auch, so wurde das Thema Frauen von den externen Beobachtern des spartanischen Kosmos argwöhnisch bis missgünstig betrachtet – dabei aber in altgriechischer Frivolität und dem Hang zum Schönen ihnen auch Einiges angedichtet, was die Phantasien von Männern beflügeln kann – und sollte. So wird über spartanische Frauen zumeist im Gegensatz zu den anderen Bürgerinnen griechischer Poleis berichtet. Diese Gegensätzlichkeit wird aber mittlerweile häufig angezweifelt, es scheint eher so zu sein, dass hier die Spartanerinnen auf den Endpunkt der Skala des Schicklichen oder Möglichen geschoben wurden, was einerseits häufig übertrieben gewesen sein dürfte, andererseits dürften die Bürgerinnen anderer Poleis selbst nicht immer am gegenüberliegenden Ende der Skala aufzufinden gewesen sein.
Bei diesen Betrachtungen sind die Frauen aus Familien der Vollbürger gemeint. Sie allein konnten Gegenstand einer solchen Betrachtung sein. Frauen aus Periökenfamilien konnten genauso wie Bürgerinnen anderer Poleis kaum im öffentlichen Raum in Erscheinung treten, Helotinnen haben in der Betrachtung externer Beobachter keine weitere Beachtung gefunden.
Fremden kamen die Spartanerinnen bevorzugt in Situationen zu Angesicht, die bei tendenziöser Auslegung durchaus als schlüpfrig gelten dürften: leichtgeschürzt beim Sport und in Singspielen. Dorische Mode war ohnehin weniger darauf bedacht, den Körper zu bedecken wie ionische.
Ansonsten schien für den Betrachter die spartanische Gesellschaft eine Männergesellschaft zu sein. Die Frauen hielten sich (übrigens genauso wie in den anderen Poleis) vorwiegend zu Hause auf, was bei den Lakedaimoniern möglicherweise vor allem der landwirtschaftliche Hof auf dem staatlichen Klaros war. Dort besorgte sie gemäß einiger Quellen die Aufsicht über die Wirtschaft und sorgte sich um die Stützung der lakedaimonischen Staatsordnung.
So scheint es zwei Bilder der spartanischen Frauen gegeben zu haben: Einerseits das der schönen und ein bisschen unanständigen bis hin zu zügellosen Frau, andererseits das der stolzen, kalten, strengen, selbständigen Verwalterin staatlicher oder (später) eigennütziger Interessen.
Teil 1: Die sittenlose Schönheit