Korinth 390


Ein Sieg ohne Wirkung

Im Verlauf des Korinthischen Kriegs scheint sich in Korinth als Polis, deren Gebiet und Menschen am meisten unter den Feldzügen zu leiden hatte, eine große Fraktion gebildet und unter Führung von Aristokraten artikuliert zu haben, dass man sich lieber wieder den Lakedaimoniern anschließen solle. In einem rohen Gewaltakt wurden die Meinungsführer dieser Fraktion ermordet und die Stadt lehnte sich stark an Argos an. Durch das rigorose Vorgehen bei der Aktion und in der Zeit danach, sahen viele Korinthier sich der Gefahr des staatlichen Untergangs gegenüber, Argos strebte eine Integration der Stadt in ihr Staatswesen an. Gegner dieser Perspektive wandten sich an den spartanischen Kommandanten in Sikyon, der mit einer Mora diese Frontstadt sicherte. Die Verbindungsmänner gaben an, die langen Mauern zwischen Korinth und dem Hafenplatz Lechaion öffnen zu können und der Kommandant Praxitas ging auf den Vorschlag ein. Mit seiner Mora, Streitkräften aus Sikyon und Verbannten aus Korinth zog er nächtens zu der Mauer, die ihnen geöffnet wurde. Die eilends gerufenen Bundesgenossen sollten schnellstmöglich hinzustoßen.

Die Truppe zog durch die Öffnung und ging zunächst mit Front zur Stadt in Stellung, verstärkt durch Palisade und Graben. Angelehnt an die östliche Mauer standen die Korinther, rechts davon die Sikyonier und auf dem rechten Flügel die Mora des Bürgerheeres. Den Abstand bis zur westlichen Mauer scheinen sie feldmäßig befestigt zu haben. Am zweiten Tag trafen die Gegner ein, die sich gleichfalls im Raum zwischen den Mauern aufstellten: An die Mauer angelehnt Peltasten unter dem Athener Iphikrates, danach die aus Argos herangeeilte Eingreiftruppe und schließlich die Korinther aus der Stadt auf dem linken Flügel. Im Rücken des spartanischen Heeres befand sich schließlich noch eine boiotische Besatzung des Hafenplatzes. Die Heeresgrößen festzustellen ist kaum möglich. Die spartanische Mora könnte an die 600 bis 800 Mann umfasst haben, die verbannten Korinther waren laut Xenophon ungefähr 150. Die Zahl der Sikyonier ist nicht überliefert. Jedenfalls waren die Gegner in großer Überzahl.

Die Argiver marschierten anscheinend als Erste auf ihr Gegentreffen, die Siykonier, los und schlugen sie rasch in die Flucht. Sie rissen die Befestigungen nieder und verfolgten den Feind in Richtung Küste. Die Sikyonier hatten große Verluste und auch die Reiterei der spartanischen Mora konnte das nicht verhindern, hatte im Gegenteil selbst Tote zu beklagen, so fiel auch der abgesessene Hipparmost.

Derweil hatten die verbannten Korinther ihre Gegner, die Peltasten des Iphikrates, in die Flucht geschlagen und folgten ihnen bis unter die Stadtmauern von Korinth.

Nach Lücken im Überlieferungstext des Xenophon sehen wir die Lakedaimonier dabei, den Argivern nachzusetzen, was bedeutet, dass sie wohl die Korinther aus dem Feld geschlagen hatten. Die Argiver wandten sich von der Vernichtung der Sikyonier ab und versuchten, im Laufschritt der Einkreisung durch die Lakedaimonier zu entkommen. Dabei wurden sie in der ungedeckten Flanke gefasst und suchten nun an die Mauer gepresst ihr Heil in der Flucht nach Korinth. Als aber die verbannten Korinther ihnen in den Weg traten, scheint eine heillose Panik ausgebrochen zu sein. Die Lakedaimonier und Korinther schlossen die Gegner ein und töteten auf engem Raum sehr viele. Unter den Toten war auch ein großer Teil der boiotischen Besatzung des Hafens. Die Männer hatten sich wohl bei den Kämpfen an der Küste den Argivern angeschlossen oder versuchten, sie über die Mauern zu befreien. Über die Verluste beider Seiten gibt es keine Zahlen, allerdings berichtet Xenophon über Berge von toten Argivern an der Mauer.

Als das Gemetzel vorüber war, trafen die Bundesgenossen der Lakedaimonier ein. Praxitas ließ die Mauern einreißen, besetzte Lechaion, dazu zwei östlich von Korinth gelegene Orte und befestigte und besetzte einen korinthischen Ort im Grenzgebiet zu Sikyon. Dann entließ er die Truppen der Bundesgenossen.

Die Lakedaimonier hatten durch diesen ad-hoc ausgeführten Zug die unangenehme Unterbrechung ihrer Bewegungsfreiheit durch die korinthischen Mauern beseitigt, besetzten den für Korinth wichtigen Hafen Lechaion und weitere Plätze rund um die Stadt. Allerdings war der Sieg nicht entscheidend. Korinth war nicht erobert worden und somit weiterhin auf Seite der Gegner. Im Gegenteil wurde dieser bald wieder in Form der Peltasten des Iphikrates aktiv, die sich wohl aus der Schlacht retten konnten. Die Athener schlossen bald darauf wieder die Bresche in der Mauer. Die spartanische Besatzung von Lechaion hinderte sie nicht daran. Durch den Untergang der Besatzungstruppe von Lechaion kurz darauf zeigte sich, dass Sparta nicht in der Lage war, die Situation nachhaltig zu seinen Gunsten zu verändern.