Der klassische Kampf um die Vorherrschaft in Griechenland
Für einige Zeit war Athen der Antagonist Spartas im Bemühen um die Vorherrschaft in Griechenland. Bildete sich bereits in archaischer Zeit ein kultureller Wettbewerb heraus, den die Athener vollständig gewannen, trat der politische Konflikt erst später hervor. Seit die Eingriffe Spartas in Athen die beiden Poleis in politischen Antagonismus geraten ließen, bemühte sich Athen immer mehr darum, Spartas zunächst noch unangefochtene Rolle der Vormacht Griechenlands für sich zu gewinnen. Sparta, das bei dieser Vormachtposition anscheinend damals nicht an pragmatisch politische Macht, sondern eher die moralische Führerschaft durch körperliche und charakterliche Stärke sah, wehrte sich zunächst nicht im besonderen Maß, war im Gegenteil recht zurückhaltend.
Erst um 460 bemerkte man auch in Sparta, was die Stunde geschlagen hatte und bald folgten die ersten massiven politischen und militärischen Auseinandersetzungen. Bis 404 war Athen der Hauptgegner Spartas, danach machtpolitische eine Polis unter vielen – aber zumeist auf Seite der Gegner. Schnell nach der spartanischen Niederlage bei Leuktra näherten sich Sparta und Athen aneinander an, da beider Hauptgegner nun Theben war. Nach der gemeinsam geschlagenen Schlacht bei Mantineia rückten die politischen Bühnen der beiden Poleis auseinander, sie waren nun beide zu schwach, um überhaupt noch miteinander um irgendetwas ringen zu können und folglich kümmerten sich beide um Ziele, die den jeweils anderen höchstens peripher interessierten.
Das halbe Jahrhundert athenisch-spartanischen Kampfes um die Vorherrschaft in Hellas fand zu der Zeit statt, die im kollektiven Gedächtnis als die klassische gilt und so scheint im Nachhinein Athen als der große Opponent Spartas, das sich jedoch während seiner politisch aktiven Phase in ebensolchem Maße mit drei anderen Hauptgegnern auseinanderzusetzen hatte: Argos, dem dorischen Nachbarn und treuen Gegner durch die Jahrhunderte, Theben, dem ewigen Dritten, der sich von 425 bis 362 an die Spitze vorkämpfte und dabei ab 395 in Konflikt mit Sparta geriet, bevor es wieder auf seinen Platz zurückfiel und Persien, das von 515 bis um 365 ein Hauptagent spartanischer Politik war.
Teil 1: Sparta und Athen vor den Perserkriegen
Teil 2: Von den Perserkriegen bis zum offenen Bruch
Teil 3: Der erste Peloponnesische Krieg – Zwei Großmächte im Agon
Teil 4: Der große Peloponnesische Krieg – Athen verliert seinen Großmachtstatus
Teil 5: Sparta und Athen nach dem großen Peloponnesischen Krieg