Die Großmacht im östlichen Mittelmeer
Persien als expansive Großmacht im östlichen Mittelmeer musste mit Sparta als Vormacht der Hellenen zusammenstoßen. Als die Perser das Lyderreich zerstört hatten (546), mit dem Sparta im Einvernehmen stand, warnte Sparta auf ein Hilfegesuch ionischer und aiolischer Griechen die Perser unter ihrem Großkönig davor, die Griechen anzugreifen, man würde dann ihren Schutz übernehmen. Dass diese Drohung dem Perser mehr als mildes Lächeln entringen konnte, ist nicht anzunehmen. Noch überschnitten sich die Sphären konkreten politischen Handelns der beiden Staaten nicht, man wusste noch nichts über die Leistungsfähigkeit des jeweils Anderen. 499/98 wandte sich Aristagoras von Milet als wichtigster Akteur des Ionischen Aufstands (500-494) gegen die Perser zunächst an Sparta, die stärkste griechische Heeresmacht. Dieses aber lehnte es ab, so fern der Heimat in einen großen Krieg einzugreifen. Man hatte zu der Zeit näher liegende Ziele.
Das änderte sich dann mit den Eroberungen und Feldzügen der Perser, die sich die ionischen Städte Kleinasiens ebenso einverleibten wie Thrakien, die Chalkidike und Makedonien. Im Jahre 492 war man soweit, sich auf einen Feldzug ins griechische Kernland einzulassen und 490 landete eine Expeditionsstreitmacht auf Euboia und in Attika, um Eretria und Athen für ihre Unterstützung des Ionischen Aufstands zu bestrafen. Auf einen Hilferuf der Athener hin kam Sparta damals mit einem Hoplitenkontingent zur Hilfe. Das Korps erreichte das Schlachtfeld von Marathon kurz nach dem athenisch-plataiischen Sieg und zog wieder nach Hause.
Als nach einigen Jahren und einem Thronwechsel in Persien klar wurde, dass eine größere Invasion bevorstand, diesmal nicht als Strafexpedition, sondern als Eroberungsfeldzug angelegt, trafen sich die widerstandswilligen Griechen 481 und gründeten eine Kampfgemeinschaft unter Spartas Führung. Auf persischer Seite war bei der Invasion der in einer persönlichen Intrige zu Fall gebrachte ehemalige König Demaratos mit von der Partie, sodass sich insgesamt Persien bei diesem Feldzug nicht in Gegnerschaft zu Sparta sehen musste, sondern auf die Anhängerschaft des gestürzten Königs in Sparta hoffte.
Persische Soldaten Dareios von Persien Persischer Vasall des Xerxes
Persische Soldaten der königlichen Leibwache Perserkönig Vasall des Großkönigs Xerxes
In den Jahren bis 477 stellte Sparta die Befehlshaber der griechischen Land- und Seestreitkräfte. Nach den Eröffnungsgefechten bei den Thermopylen und beim Kap Artemision (480) schlugen die Griechen unter ihren spartanischen Feldherren und Admiralen die Perser bei Salamis (479), Plataia und Mykale (478), um dann in die Offensive zu gehen und Ionien zu befreien. Aber Spartas Widerwillen, den Kampf fern der Heimat weiterzuführen wurde immer deutlicher und schließlich ging die Leitung des Kampfes 477 auf Athen über.
Auf eigene Faust errang Pausanias, der Feldherr von Plataia Byzantion am Bosporus und später Gebiete in der Troas, die in der persischen Interessensphäre lagen. Er scheint aber dabei durchaus gute Kontakte zu den persischen Behörden aufgebaut zu haben, die zu Hause nicht gutgeheißen werden konnten.
Da die Initiative der Griechen nun auf Athen übergegangen war und Pausanias in Persien als wichtige Persönlichkeit gelten konnte, mit der man durchaus im Einvernehmen stand, war den Persern der Gedanke nicht fern, in dem sich herausbildenden Gegensatz von Sparta und Athen sich Sparta anzunähern. So berichtet Thukydides, dass bereits kurz nach der Schlacht von Tanagra 457 ein persisches Geldgeschenk die Spartaner zu einem Einfall in Attika motivieren sollte, den diese aber nicht unternahmen.
Als Athen und Sparta sich im großen Peloponnesischen Krieg gegenüberstanden wurde den Strategen auf beiden Seiten schnell klar, dass dieser Zusammenstoß einen anderen Charakter hatte als die üblichen Kleinkriege zwischen den griechischen Poleis. Sehr rasch begann das Buhlen um das persische Gold. Die erste spartanische Gesandtschaft wurde von den Athenern schon im 2. Kriegsjahr abgefangen. Noch konnte Sparta den Persern ohnehin nichts anbieten, was diese zu größeren Zahlungen hätte veranlassen können. Der Krieg gegen die Griechen war eingeschlafen und die ionischen Städte waren autonom. Sparta als Vorsteher Griechenlands war noch nicht bereit, die Ionier aufzugeben.
In der zweiten Hälfte des großen Peloponnesischen Kriegs verhandelten Athen und Sparta mit den persischen Statthaltern Kleinasiens um Unterstützung, wobei aus persischer Sicht Sparta das attraktivere Angebot machen konnte. Während Athen die Ionier beherrschte und darin nichts geändert sehen wollte, hatte Sparta ohnehin keine Kontrolle über sie und gab sie nun leichter als Preis hin. Nach einigen Verhandlungen mit den spartanischen Befehlshabern und Behörden war es soweit, auch wenn eine formelle Vereinbarung darüber nicht zustande kommen sollte. Ab 411 unterstützte der persische Satrap der Bosporusregion die Spartaner massiv, ab 407 floss auch viel Geld aus der Provinz Lydien und schon drei Jahre später fuhr eine große, von den persischen Geldern erbaute und bemannte spartanische Flotte in den Peiraius ein. Sparta hatte Athen schließlich mit den persischen Hilfsgeldern niedergerungen.
Persien hatte dafür Ruhe vor dem einst mächtigen attischen Seebund und holte sich unauffällig und schleichend die Herrschaft über die Ionier zurück.
Nachdem nun Sparta gesiegt hatte, musste es sich eingestehen und vorwerfen lassen, dass es Griechen an Barbaren verraten hatte. Einem Hilfegesuch der Ionier (400) wollte und konnte man sich nicht mehr entziehen, da man nun die einzige größere Macht war und seinem Ruf als Vorsteher Griechenlands genügen wollte. Zunächst unter verschiedenen Feldherren, dann unter der Führung des Königs Agesilaos machte man sich daran, die Ionier wieder zu befreien. Man konnte eigene Neodamoden, Truppen der Verbündeten und gerade erst Besiegten aufbringen. Aber zu dem erhofften gemeingriechischen Unternehmen kam es nicht.
Sparta kämpfte ohne Niederlage, aber recht erfolgreich erst, als die Reste der 10000 Söldner des Kyros übernommen wurden, mit denen er seinen Bruder vom Thron des Großkönigs stürzen gewollt hatte. Man kämpfte gegen seine einstigen Geldgeber der kleinasiatischen Provinzen in Karien, Lydien, in der Troas und der Chalkidike – kriegsentscheidende Siege aber blieben aus. 397 schien man sich einig zu werden: Sparta sollte sich zurückziehen, die Ionier wieder autonom sein.
Aber die Perser rüsteten weiter auf und ihre finanziellen Offerten im griechischen Mutterland zeigten Wirkung. Für die Kampagne 396 weigerten sich Athen, Theben und Korinth, ihren Verpflichtungen Sparta gegenüber nachzukommen. Es wurde in den korinthischen Krieg gezogen und musste sein Heer aus Persien abziehen. Erst nach 8 Jahren und nur mit Hilfe erneuter persischer Zahlungen und diplomatischer Vermittlung konnte der Krieg zu Ende gebracht werden: Sparta durfte unter persischer Aufsicht weiter Ordnungsmacht in Griechenland sein, der vom Großkönig gestiftete und geschützte sogenannte Königsfriede (386) signalisierte, dass Persien keine Befürchtungen mehr vor einem griechischen Eingreifen in seine Interessensphäre mehr haben brauchte.
Bald nach der Niederlage von Leuktra (371) gerieten Persien und Sparta auseinander. Die Unterstützung durch 2000 Söldner seitens des Satrapen Ariobarzanes (369) entsprang der Unkenntnis, dass es mit Sparta endgültig vorbei war. Aber die Erkenntnis war sehr bald offenbar: Für Persien lohnte sich keine Investition in die geschlagene Polis mehr.
Stets hat man in Sparta den persischen Großkönig als despotischen Barbaren gesehen, seine Armee als Mietlinge bzw. Unterdrückte und ihr Geld als Feind des griechischen Ehrgefühls. Allerdings nahm man von ihnen Hilfe an, wenn es geboten erschien – sogar gegen andere Griechen. Und auch dem Reichtum und der verfeinerten Lebensart konnte man durchaus positive Seiten abgewinnen: Pausanias und Demaratos war zwar auffällige, aber nicht die einzigen Beispiele.
Auf lange Sicht war es Persien, das von den Kontakten zu Sparta profitierte, da es geschmeidiger taktierte und auch die notwendigen Mittel dazu hatte. Trotzdem überlebte das persische Reich den Niedergang Spartas nur um kurze Zeit – Philipp von Makedonien und sein Sohn Alexander räumten mit den Griechen wie mit den Persern als eigenständigen Machtfaktoren auf.